Die Lutkies im Spreewald – Hüter der Wälder und Wasser
Wenn die Nebel im Morgengrauen zwischen den Erlen schweben und die Fließe des Spreewaldes still und geheimnisvoll wirken, dann ist es, als ob eine andere Welt erwacht. Eine Welt, die nur wenige zu sehen bekommen – die Welt der Lutkies.
Man erzählt sich seit alten Zeiten, dass sie klein sind, kaum größer als ein Kind, mit spitzen Ohren, flinken Füßen und roten Mützen, die man zwischen Farn und Gras blitzen sieht. Doch wer glaubt, sie seien nur harmlose Spielgesellen, der irrt. Die Lutkies sind Wesen voller List und Schalk, aber auch voller Herz und Treue.
Das doppelte Wesen der Lutkies
Viele Geschichten klingen, als wären sie zwischen Traum und Wirklichkeit geboren. Es heißt, die Lutkies halfen den Bauern, wenn die Ernte drohte, im Regen zu verfaulen. Heimlich, in der Dunkelheit, banden sie die Garben zusammen oder trieben das Vieh zurück in den Stall. Doch wehe dem, der ihre Hilfe gering schätzte oder gar verspottete! Der fand am nächsten Morgen vielleicht seinen Kahn losgebunden und in einem fremden Fließ treibend, oder das Korn unerklärlich verstreut auf dem Feld.
So sind die Lutkies – Freund und Feind zugleich, wie der Wind, der mal die Mühle antreibt und mal das Dach abdeckt.
Wächter der geheimen Orte
Die Alten sagten, die Lutkies seien Hüter der geheimen Wege des Spreewaldes. Wo das Wasser sich teilt und wieder zusammenfindet, wo ein Pfad plötzlich im Schilf verschwindet – dort sollen sie ihre Spuren hinterlassen. Manche Fischer schworen, nachts leises Kichern gehört zu haben, wenn ihr Netz leer blieb. Andere sahen ein rotes Mützchen unter den Sternen glimmen, gleich einem Irrlicht.
Und wer genau hinschaut, so heißt es, kann an den Wurzeln alter Bäume winzige Türen erkennen – Eingänge zu den verborgenen Höhlen der Lutkies.
Ein Erbe der Erinnerung
Heute, in einer Zeit, in der die Sagen oft nur noch wie Schatten vergangener Nächte erscheinen, leben die Lutkies doch weiter – in Geschichten, in Kinderliedern und in den Augen derer, die noch an die Magie des Spreewaldes glauben. Vielleicht, so sagen manche, verschwinden sie nie ganz, solange jemand von ihnen erzählt.